Talkaholic - Wenn Reden zum Drang wird – und wie Du damit umgehst
- Daniel Lange
- 25. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Kennst Du das auch? Ein Bekannter quatscht Dir ständig, ohne Punkt und Komma, eine Kante ans Bein?
Oder Du erhältst von einer Freundin Sprachnachrichten, die länger sind als das eigentliche Thema? Möglicherweise handelt es sich um einen sogenannten "Talkaholic".
Hier erfährst Du: 💡
✅ Was ein Talkaholic ist
✅ Was hinter der Begriff steckt
✅ Warum Menschen zu viel reden
✅ Selbst Check: Bin ich ein Talkaholic, oder bloß redselig?
✅ Wie Du Dich vor dem „Überredet werden“ schützen kannst
✨ Bonusinhalt: Die Sanduhr Technik
Was ist ein Talkaholic und wie erkennst Du ihn?

Grundlegend basiert unser Kommunikationsverhalten auf Sprache.
Das Bedürfnis, miteinander zu Reden, ist uns Menschen angeboren.
Es verbindet uns, klärt Missverständnisse, gibt Gedanken Raum.
Erinnere Dich mal zurück an das letzte, gute Gespräch. Wie ist das verlaufen?
Unsere verbale Kommunikation basiert auf kulturell festgelegte Regeln, wie z.B.
🟢 Satzpausen
🟢 Wortwahl
🟢 Gegenseitigem Zuhören
🟢 Einander ausreden lassen, etc.
Ein gutes Gespräch beinhaltet diese Regeln und ist die Grundlage für eine florierende Beziehung.
Doch was, wenn das Reden zum Selbstzweck wird und Menschen in kleinsten Details reden müssen – ohne Punkt und Komma?
Dann haben wir uns in einem kommunikativen Muster verfangen, das weitaus tiefer geht, als nur unser Bedürfnis nach Kommunikation zu befriedigen.
Was ist eigentlich ein Dialog?

Ein echter Dialog ist ein Wechselspiel. Zwei oder mehr Menschen teilen Gedanken, hören einander zu, lassen Raum für Pausen.
Im besten Fall entsteht daraus Verbindung.
👉🏻 In meinem Blogbeitrag zum Kommunikationskreislauf gehe ich explizit darauf ein, was ein gutes Gespräch ausmacht und wie Du dadurch Deine Beziehungen vertiefst.
Doch nicht jeder, der viel redet, führt automatisch einen Dialog. Manche Menschen wirken wie Dauerredner:innen.
Sie kommen vom tausendstel ins zehntausendstel, oder springen von Thema zu Thema.
Sie beantworten Fragen mit lang ausgedehnten Monologen und füllen selbst kurze Gesprächspausen mit lang gezogenen „ääääähm“, „uuuuuund“, „aaaaber“ – um nicht unterbrochen zu werden.
Talkaholic – woher kommt der Begriff?

Ein "Talkaholic" ist kein offizielles medizinisches Syndrom, aber ein anerkanntes Kommunikationsverhalten.
Es beschreibt Menschen mit einem beinahe zwanghaften Rededrang – oft ohne Rücksicht auf Gesprächspartner oder den eigentlichen Zweck des Austauschs.
Typische Merkmale:
Geltungsbedürfnis und der Drang, wahrgenommen zu werden
Unfähigkeit, Pausen auszuhalten
Füllwörter oder Redeschleifen, um keinen „Schweige-Raum“ zu lassen
Kein echtes Interesse am Gegenüber – das Gespräch dreht sich immer wieder um die eigene Person
Lautes Sprechen – um sich vermeintlich mehr Gehör zu verschaffen
Unbewusstes Verhalten: Der oder die Betroffene merkt es oft gar nicht
Das Entscheidende: "Talkaholismus" ist nicht einfach „Redseligkeit“, sondern ein unbewusster Versuch, durch Worte Kontrolle zu auszuüben, Stille zu vermeiden – oder innere Unsicherheit zu überdecken.
Enger Zusammenhang mit dem Selbstwert

Viele Talkaholics leiden – oft unbemerkt – unter einem geringen Selbstwert.
Reden wird zur Strategie, sich zu behaupten oder zu schützen:
Wer redet, wird (vermeintlich) nicht übergangen.
Wer still ist, läuft Gefahr, übersehen zu werden.
Das Sprechen füllt also nicht nur die Stille – sondern oft auch eine innere Leere.
Die gute Nachricht: Der Selbstwert lässt sich stärken.
👉🏻 Näheres findest Du in meinem Blogbeitrag.
❓ Erkennst Du jemanden wieder, bei dem diese Symptome passen ❓
❓ Hand aufs Herz: Erkennst Du Dich selbst wieder ❓
Wenn ja, kein Grund zur Sorge! Ich war viele Jahre selbst so.
In meiner Familie war das übermäßige Reden, ohne Punkt und Komma, fast schon normal. Und ist es zum Teil heute noch!
Erst durch Feedback von Freunden, lernen zuzuhören, Beobachtung, Selbstreflexion und gezieltem Training habe ich gelernt, dass echte Verbindung im Dazwischen entsteht – in der Pause, im Zuhören, im Raum geben.
Der Schritt den Rededrang zu kontrollieren - ist möglich!
Talkaholic oder einfach nur redselig? Der Unterschied

Nicht jede Person, die gerne und viel spricht, ist gleich ein Talkaholic!
Redselige Menschen teilen sich gerne mit, bleiben dabei aber im Dialog.
Sie hören zu und lassen ihr Gegenüber zu Wort kommen.
Ihre Kommunikation ist lebendig – aber ausgewogen.
Redselige Menschen können miteinander schweigen – Talkaholics nicht.
Der Unterschied liegt nicht nur in der Menge der Worte, sondern vor allem darin, ob ein Gespräch Raum für beide Seiten lässt.
📋 Selbst Check: Bin ich ein Talkaholic?
Fällt es Dir schwer, anderen aktiv zuzuhören?
Redest Du oft weiter, auch wenn Dein Gegenüber schweigt oder sich abwendet?
Springst Du beim Reden von Thema zu Thema – ohne klaren roten Faden?
Füllst Du Gesprächspausen reflexartig mit langgezogenen "ähm", "und", "aber"?
Hörst Du Dich oft selbst reden – und merkst hinterher, dass es zu viel war?
Stellst Du selten Fragen – oder lenkst sie schnell wieder auf Dich um?
Wartest Du im Gespräch auf die Satzpausen der anderen, um wieder von Dir zu sprechen, ohne wirklich zuzuhören, was die andere Person erzählt?
👉🏻 Wenn Du mehr als drei dieser Punkte mit „Ja“ beantworten kannst, lohnt sich ein näherer Blick auf Dein Kommunikationsverhalten.
Was kannst Du tun, wenn Du Dich selbst so einschätzt?
‼️ Zunächst erst einmal: Keine Sorge. Denn wenn es Dir selbst auffällt, bist Du bereits in der Veränderung!
Selbstreflexion schärfen: Achte bewusst darauf, wie viel Raum Du im Gespräch einnimmst.
Aktiv Pausen setzen und halten: Schweigen ist kein Versagen. Es ist ein Angebot.
Fragen stellen, echtes Interesse zeigen – Wer fragt der führt.
Achtsamkeit üben / Stille aushalten: z. B. durch Meditation oder gezielte Atemübungen vor Gesprächen
Feedback einholen von Menschen, denen Du vertraust
Anderen beim Sprechen zuhören: Im Cafe, oder im Park.

Wie Du Dich vor dem „Überredet werden“ eines Talkaholics schützen kannst
Klare Kommunikation: Unterbrich freundlich, aber bestimmt: „Darf ich kurz etwas ergänzen?“ Oder: „Bitte fasse Dein Anliegen in einem Satz zusammen.“
Grenzen setzen: Du musst Dir nicht alles anhören. Du darfst Gespräche steuern oder beenden.
Spiegeln: „Du hast gerade viel erzählt – darf ich Dir auch etwas schildern?“
Geduld – aber keine Selbstaufgabe: Oft merken Talkaholics erst durch Rückmeldung, wie sie wirken.
Ist Dein „Talkaholic“ offen für Veränderung, kannst Du zu Beginn „Redezeiten“ einführen und Feedback geben.
Ja das klingt ja toll, aber was ist, mein Talkaholic keine Veränderung will?

Nicht immer können wir unsere Gesprächspartner aussuchen. Ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und souveränes Auftreten helfen Dir dabei, Dich nicht über-reden zu lassen!
Ein Selbstbewusster Mensch gibt weniger Energie auf die Kommunikationsmuster der Gesprächsteilnehmer und fokussiert sich auf die konstruktive Führung des Gesprächs.
👉🏻 Wenn Du mehr über die Steigerung Deines Selbstbewusstseins wissen möchtest, schaue Dir gern meinen Blogbeitrag dazu an.
✨ Bonusinhalt: Die Sanduhr Technik
Die Sanduhr-Technik – Struktur statt Redefluss

Wenn Du, oder Dein Gegenüber dazu neigt, zu viel - oder ausschweifend zu reden, kann Dir die Sanduhr-Technik helfen, strukturierter und dialogorientierter zu kommunizieren.
Sie bringt Klarheit in Gespräche und hilft Dir dabei, Dein Gegenüber stärker einzubeziehen, ohne Dich selbst zu verlieren.
Stell Dir Deine Dialoge wie eine Sanduhr vor: ⏳
1) Oben breit: Starte mit einem allgemeinen Einstieg – etwas, wovon Du erzählen willst. Beispielsweise von Deinem letzten Ausflug.
2) Mitte schmal: Formuliere klar, anstelle jedes Detail zu erwähnen. Bring‘s auf den Punkt! Was ist der Kern Deiner Aussage?
3) Unten wieder breit: Weite das Gespräch dann wieder auf, damit sich Dein Gegenüber einbringen kann. Gib Raum für Rückfragen.
Diese Technik hilft nicht nur dabei, Dich klarer auszudrücken, sondern auch, echte Gespräche zu führen – statt Monologe aneinander vorbei zu halten.
Besonders wichtig: Die untere Hälfte der Sanduhr ist nicht optional. Sie steht für das, was Talkaholics oft unbewusst vermeiden – Zuhören, Offenheit und Feedback.
Wer diese Ebene mit einbezieht, kommuniziert nicht nur besser, sondern wirkt empathischer & souveräner.
Fazit: Zwischen Verständnis und Selbstschutz

Talkaholics haben eigentlich ein ungeklärtes Bedürfnis nach Nähe oder Sicherheit.
Das darf man sehen – aber nicht auf eigene Kosten ertragen.
Wenn Du selbst betroffen bist, lade ich Dich ein, ehrlich hinzuschauen:
Ist das wirklich florierende Kommunikation – oder eher ein Schutzmechanismus? Hast Du Platz für echte Verbindung, für Zuhören, für Pausen?
Und wenn Du regelmäßig mit einem Talkaholic zu tun hast:
Was kannst Du tun um klare Grenzen zu setzen, ohne zu verurteilen?
Wertschätzung bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen.
Manchmal reicht ein klares Stopp, ein Perspektivwechsel oder einfach Mut, um Raum für beide Seiten einzufordern.
Echte Kommunikation beginnt dort, wo beide Stimmen gehört werden.
👉🏻 Kennst Du jemanden, der sich in diesem Beitrag wiederfinden könnte – oder hast Du Dich selbst erkannt?
Dann teile den Artikel, kommentiere, oder schreib mir direkt, wenn Du Deine Kommunikation verändern willst um echte Gespräche zu führen.

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